Unterwegs mit dem Waffenrad
Im Keller am Verkosten
1998 ist unter dem Titel «Polt muss weinen» der erste Krimi mit dem Gendarmen Simon Polt erschienen. Alfred Komarek hat diese Figur geschaffen. Die Geschichten spielen im Österreichischen Weinviertel, im fiktiven Brunndorf, einem kleinen Weinbauerndorf im Wiesbachtal, nahe der Tschechischen Grenze. Reales Vorbild ist das Pulkautal in der Nähe von Retz.
Bis heute sind erschienen:
– 2000 Blumen für Polt
– 2001 Himmel Polt und Hölle
– 2003 Polterabend
– 2009 Polt
– 2015 Alt, aber Polt
Die ersten fünf Romane wurden vom ORF verfilmt.
Warum gehören die Krimis mit dem Gendarmen Simon Polt zu meinen Liebsten?
Ich habe zufällig eine Verfilmung gesehen. Zwei Sachen haben mich total begeistert, einerseits Erwin Steinauer in der Rolle des Simon Polt und anderseits die Landschaft, das Weinviertel. Ich habe die ersten vier Bücher nur so verschlungen. Bin eingetaucht in die Welt des Weinviertels, diese offene Landschaft mit dem unendlichen weiten Himmel, in die Kellergassen mit den schmucken Presshäusern, in die Dörfer mit den relativ breiten Strassen, die gesäumt sind von den Fassaden der Häuser, von den Wänden mit den Toren die erst den Zugang zu den Höfen ermöglichen.
Fasziniert haben mich auch die Geschichten, es sind keine harten Krimis, es sind Alltagsgeschichten aus einer dörflichen Gemeinschaft. Weil die Höfe gegen die Strasse hin abgeschlossen sind, gibt es eine Art Leben dahinter, es entsteht eine Art dörfliche Anonymität. Simon Polt ermittelt in einer Welt wo er aller kennt und ihn auch alle kennen. Er trinkt mit den Männern in den Weinkellern, lässt es sich gut gehen und plötzlich sind sie auch Verdächtige. Er ist mittendrinn aber doch auch wieder, berufsbedingt, Aussenseiter. Simon Polt verfügt über einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, er ist Hartnäckig, kann gut zuhören und macht sich sein ganz eigenes Bild von den Ereignissen. Sein Vorgesetzter lässt ihm die notwendige Freiheit, die Ermittler aus Wien verstehen die Welt im Weinviertel nicht, sie kommen auf eine Steppvisite, machen etwas Wirbel und verschwinden dann wieder.
Ja, und da ist noch die Frau Habesam, in den Filmen wunderbar gespielt von Monic Bleibtreu, Besitzerin des Dorfladens. Sie ist jederzeit bestens informiert und fordert den Gendarmen immer wieder.
Ganz nebenbei wächst eine zarte Liebe zwischen der Dorflehrerin und dem kauzigen Gendarmen.
Man spürt es beim Lesen der Bücher und beim schauen der Filme, Alfred Komarek will mehr, er will uns die Schönheit des Weinviertels aufzeigen, er möchte, dass die Kellergassen und die Presshäuser nicht einfach nur Kulisse sind, sie sollten wieder belebt. Ein schwieriges Unterfangen, die Alten die den Wein angebaut haben sterben, die Jungen ziehen weg. Das Land geht an grosse Kellereien.
2015 erschien vermutlich der letzte Polt. Simon ist in Rente, Vater von Zwillingen, hat den Laden von Frau Habesam geerbt, den er eiterführt. Daneben betreibt er mit Freunden am Wochenende das einzige Restaurant im Dorf, auch wenn er dort oft sein einziger Gast ist und er kann das ermitteln nicht lassen.