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Skispringen am Bachtel, Erinnerungen

Seit einigen Jahren ist sie verschwunden die Sprungschanze in Orn am Bachtel. Das Projekt einer zeitgemässen neuen Trainingsschanze wurde nicht am Bachtel sondern in Gibswil realisiert. Im nachhinein sicher die bessere Lösung, auch wegen der kleinen Schanzen direkt daneben.

Somit mit bleiben noch Erinnerungen an die Schanze und die Skispringen. Ich spüre wie ein wenig Wehmut aufkommt. Ein Grund meine Erinnerungen, die Bilder die ich gespeichert habe in Worte zufassen, ich hoffe es gelingt.

Meine frühesten Erinnerungen an die Skispringen auf der Bachtelschanze sind eng mit den Namen Andreas Däscher, Einar Dahle und später Hans Schmid verbunden. Als kleiner Bub, ich war vielleicht 6 – 7 jährig, stand ich mit meinem Vater im Schanzenauslauf, ganz unten bei 55 Metern. Mein Vater, er war früher auch Skispringer, war ein erfahrener und zuverlässiger Weitenmesser, darum wurde er immer dort, wo die Besten landeten eingesetzt. Von da unten konnte ich die Schanze nicht sehen, die Springer erschienen plötzlich am Himmel, flogen, zum Teil mit den Händen rudernd, den Hang hinunter und landeten meisten mit einem Telemark. (Ausfallschritt) Mein Vater verfolgte den Flug der Springer mit seiner roten Messlatte um dann genau den Punkt fixieren zu können, an dem der Springer mit der Bindung aufsetzte. So wie auch noch Heute, wird die Länge der Sprünge auf einen halben Meter genau gemessen. Die, auf die gesamte Länge des Auslaufs verteilten Weitenmesser reifen dann die gemessene Weite hinauf zum Sprungrichterturm. So ganz nahe im Auslauf hörte ichd as Rauschen und Flattern der Skihosen in der Luft. Ich sah die angespannten Gesichter, die weit offenen Augen und zum Teil auch Münder, sah die Entspannung wenn die Landung geglückt war. Aber die Springer konnten nur kurz entspannen. Der Auslauf in Orn endete nicht in einer flachen Arena wie bei den heutigen Schanzen, nein kurz nach der Rundung mussten die Springer zu einem leichten Rechtsschwung ansetzen, so dass sie oberhalb des abfallenden Böschung blieben und am Ende, kurz vor dem Wald definitiv nach rechts aufwärts abschwingen konnten. Schafften sie diese erste Kurve nicht, endete die Fahrt meistens mit einem Sturz. Löste sich ein Ski, dann sauste er die direkt hinunter in den Wald, die Geräusche, wenn die Skier im Wald zerbarsten höre ich heute noch.

Andreas Däscher war der erste Skispringer, der die Hände in der Luft nach hinten am Körper hielt, also seinen Flug von hinten steuerte. Helmut Recknagel, streckte die Arme weit nach vorne, die Fingerspitzen berührten sich. Die meisten Springer ruderten mit den Händen in der Luft, das war der übliche Stile und wurde auch als gut bewertet. Einar Dahle, eine norwegischer Student, überzeugte durch seine Eleganz. Er hat den Däscher Stil übernommen und war mehrfacher Sieger in Orn.

Viele Zuschauer

Die Skispringen am Bachtel waren ein Höhepunkt in jedem Winter. Extra Züge wurden von Zürich nach Hinwil geführt. Waren die Strassen schneebedeckt, zogen die Zuschauer ihre Schlitten hinter sich her, einerseits als Sitzgelegenheit während des Springens, anderseits um dann im Schuss hinunter nach Hinwil zu sausen. Wir Wernetshüsler waren selbstverständlich mit den Skiern da, mussten wir doch zwischen den einzelnen Durchgängen den Auslauf «drättle» oder in der heutigen Sprache «präparieren». Dies aber immer von unten nach oben, dafür durften wir dann vor den vielen Zuschauer den Auslauf hinter fahren, was uns jeweils etwas Überwindung kostete.

 

 

1 Comments

  1. Sobota Ursula

    Lieber Peter, wenn ich deinen bildhaften Bericht über unsere Sonntage in Orn lese, kommen mir auch Erinnerungen und Stimmungen, die ich schon vergessen glaubte. Ich war immer sehr stolz auf unseren Vater, der so selbstsicher mit seinem langen Stecken die Weiten mass. Eindruck machte mir auch die aus Stahl aufgebaute Tribüne unterhalb des Schanzentisches, auf der alle wichtigen Männer sassen (Frauen hatten beim Skispringen nichts verloren, ausser dass sie warmen Punsch verteilen durften). Ich genoss es auch sehr, nicht nur eine Zuschauerin zu sein, sondern, nahe bei Vater, «dazuzugehören». Später sass ich dann mit meinen Freundinnen am Bort vis à vis auf dem Schlitten und wir himmelten die jungen Skispringer an.

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